In alle Sprachen der Welt hat es Aufnahme gefunden. Wikipedia nennt an die zehn etymologische Hinweise. Ehrlich gesagt: Ich habe nur einen erwartet, eine einzige Erklärung für das bekannteste Wortkürzel der Welt, für O.K. Und tatsächlich, alle Erklärungsversuche gehen vermutlich auf eine einzige Wurzel zurück.
Was gibt es nicht für sprachliche Anleihen für Reisende und Migranten, Globetrotter und Kurzurlaubsjetter: Ciao aus Italien, Mercie aus Frankreich, und Haaalt aus Deutschland. Letzteres Schlüsselwort liest man in englischen und amerikanischen Comics über den Zweiten Weltkrieg, wo germanische Vollidioten in Stahlhelm und Wehrmachtsuniform beim Versuch gezeigt werden, die Welt zu erobern. Aber Okay schießt den Vogel ab. Unbedrängt steht es an der Spitze der sprachlichen Globalisierung. Dabei wird es immer nur in der abgekürzten Form geschrieben: O.K. Manchmal sogar nur als OK, ohne Pünktchen. Wo doch die beiden Pünktchen auf einen Langnamen deuten, der möglicherweise erhellen kann, was man da - husch, husch - gesagt hat.
Nach Auffassung der meisten Sprachentwicklungshistoriker soll O.K. von Oll Korrect kommen. Das ist die falsch geschriebene Version von All Correct. Im Protokoll einer Gerichtsverhandlung des Staates Tennessee des Jahres 1790 ist es zu finden - da war Friedrich Hölderlin gerade mal 20 aber seiner Verlobten Luise Nast bereits überdrüssig geworden. Dort steht der Satz: "proved a bill of sale from Hugh McGary to Gasper Mansker, for a Negro man, which was O.K." (Quelle: Wikipedia). Es ging um den Kaufbeleg für einen schwarzen Sklaven. Die Abkürzung weist außerdem darauf hin, dass der Terminus längst eingebürgert war, andernfalls er es nicht bereits zum Kürzel gebracht haben könnte.
Okay, warum der lange Vorspann? Weil O.K. zurzeit das Modefloskelchen Nummer Eins deutscher Zunge ist. Interessanterweise taucht es meistens mit dem Vorspann Ah auf, als Ah, Okay! Ein kleiner Zuruf, der an die Stelle des alten Ah, Ja! getreten ist. Man hört das neuerdings, wenn man etwas berichtet, etwas erklärt auf etwas hinweist. Nach jedem zweiten Satz ertönt es: Ah, Okay!
Vor allem die sanfte, tatsächlich wie gesungen artikulierte Melodie des Floskelchens suggeriert freundliche Zustimmung. Mehr noch: Es schwingt stets spontan entstandenes Verständnis für eine Sache mit. So wie: Wer hätte das gedacht?, oder Ist ja interessant oder Das hab ich noch gar nicht so gesehen. So ersetzt ein kleine Doppelwort ganze Sätze. Und zwar gleich ein ganzes Bündel von Sätzen. Ein gewaltige Ökonomisierung scheinbar überflüssiger Gespreiztheit. Ein paar Beispiele:
Liebling, heute Vormittag ist Maiers Katze nun doch gestorben.
Ah, Okay.
Ich habe mich nun doch entschlossen, Lydia zu verlassen.
Ah, Okay.
Bei Edeka gibt es jetzt Staubsauger zu kaufen.
Ah, Okay.
Ich geh´ jetzt ins Bett.
Ah. Okay.
Nehmen Sie Ihre Finger da weg, das ist meine Frau!
Ah, Okay.
Alles klar? (Und über Alles klar? lesen wir im nächsten Beitrag.)
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