Als ich ein Engel war

Sonntag, 27. Oktober 2013

Traumhochzeit


Am 14. Juli 2011 war ich als Organist zu einer Trauung mit Brautmesse nach Neuffen bestellt. Der Anlass entwickelte sich zu einer eindrücklichen Veranstaltung mit der Überschrift: So nicht!

Im Vorfeld hatte die Braut mit mir telefonisch ausgemacht, dass insgesamt vier „moderne“ Lieder gesungen werden sollten. Dabei bat ich sie, die restlichen Lieder, sowie den liturgischen Verlauf mit dem Priester abzusprechen und schriftlich festzuhalten. Es würde mir reichen, wenn ich vor der Trauung den Ablauf in die Hand bekomme. Ich habe zudem darauf hingewiesen, dass für die modernen Lieder kein Liederbuch vorhanden sei, die Texte also in geeigneter Form gedruckt werden müssten.
Überdies waren zwei Hochzeitsmärsche gewünscht, die zwei: einmal Wagner, einmal Mendelssohn; zumindest schloss ich dies aus den ungefähren Beschreibungen der Stücke aus dem Munde der Braut am Telefon.
Am Tag der Trauung war ich 15 Minuten vor Beginn in der Sakristei. Der Priester war noch nicht da, ein Ablaufplan lag nicht vor, es gab kein Liederheft, auch nicht im Kirchenraum, und der Mesner wusste nur, dass die Trauung um 13 Uhr 30 beginnen sollte. Also mache ich mich auf die Suche.
1. Station – Pfarrhaus, 13 Uhr 20:
Das Pfarrhaus ist der Kirche angegliedert. Man geht von der Sakristei durch drei Türen, zuvor am Klo vorbei, und schon sieht man: Das Brautpaar sitzt nebeneinander auf zwei Stühlen hinter dem Bürotisch und wartet. Der Priester ist noch nicht zu sehen.
2. Station - vor der Kirche, 13 Uhr 23:
Eine Vielzahl von Gästen, keine kirchenamtlichen Personen.
3. Station – Sakristei, 13 Uhr 25:
Jetzt ist der Priester da. Es ist Pater N.N., aus Togo, der die Vakanz in der Pfarrei übertragen bekommen hat. Ein attraktiver Gentleman in Gucci-Schuhen. Attitüde des privilegierten Großjunkers. Damen der Gemeinde laufen sich die Hacken ab für den Dandy. Später berichtete mir ein Kenner der afrikanischen Westküste, der dort jahrelang gelebt hatte, die dort rekrutierten Priester stammten allesamt aus dem elitären Geldadel; Priester-Sein sei für sie eine Bestätigung des feudalen Selbstverständnisses; sozusagen Verwalter animistischer Praktiken, Medizinmänner, die „Hoc est enim corpus meum“ als Beschwörungsformel begreifen; schätze ich mal).
Ich bitte den Herrn, der noch gar nicht angekleidet ist, um einen Ablaufplan. Er hat keinen, sagt unwirsch, dies sei Angelegenheit des Brautpaares, und das sei ja bereits mit mir als dem Organisten abgesprochen und erledigt. Er wendet sich ab und lässt mich stehen. Man muss sich das vorstellen: Der schwarze Mann steht vor mir, speist mich mit leeren Behauptungen ab und dreht sich anschließend demonstrativ um. Audienz beendet. Es ist nun 5 Minuten vor Beginn der Trauung. Meine Orgel etwa 50 Meter weg. Der Priester sammelt sich geistlich und hat keine Zeit für Bittsteller. Der Mesner zuckt nur mit den Schultern.
Ich versuche den Ernst der Lage zu verdeutlichen und rede mit seinem Rücken: „Ohne Liedblätter können die Leute die vier neuen Lieder nicht singen“. Da meint der Priester, das Gotteslob liege doch aus. Auf meinen Hinweis, im Gotteslob seien die vier modernen Lieder aber nicht drin, phantasiert er, da kämen ja dann zwei Mädchen, die vorsingen werden. Dies erweist sich später als aus der Luft gegriffenes Geschwätz.
4. Station – Pfarrbüro, 13 Uhr 27:
Die Braut sitzt immer noch dort, jetzt alleine, und winkt mir mit ihrem Gottesdienstplan in Gestalt von vier gehefteten DIN-A-4-Blättern mit Notizen. Ich stehe aber auch schon mit Papier und Kuli bereit, um mir das Nötigste selbst zu notieren. Die Braut ist irritiert, schaltet ein Kopiergerät ein, tippt auf ein paar Knöpfe und schaltet wieder aus mit den Worten „Ich weiß ja gar nicht wie das Gerät funktioniert“. Dann höre ich neue Stimmen aus der Sakristei und eile hin.
5. Station – Sakristei, 13 Uhr 29:
Eine seriöse Dame ist da und hat einen Stapel Liederheftchen zur Liturgie in der Hand. Endlich ein vernünftiger Gesprächspartner, der überhaupt begreift, dass der Organist Vorgaben zu seiner Arbeit braucht! Es ist 1 Minute vor halb zwei. Ich überfliege die Blätter, entdecke ein paar unklare Stellen und wende mich an den Priester. Dieser erklärt sich für nicht zuständig und wendet sich erneut indigniert ab. Da gehe ich mit der Dame – sie ist die Tante der Braut – den Ablauf durch. Als ich ihre Ratlosigkeit bemerke, bedanke ich mich, beschließe, den Rest mit Routine zu machen, sage ihr, wir kriegen das schon gebacken, und entschwinde auf die Empore.
6. Station – Orgelempore, 13 Uhr 34:
Kaum ist das Instrument eingerichtet, Zettel und Noten aufgestellt, da bricht auch schon ein unbeschreiblicher Lärm los. Rund 120 Personen, die Hochzeitsgäste, entern den Kirchenraum. Jeder übertönt jeden, eine Stimmung wie im Zirkus. Das mächtige Fundament männlichen Gelächters wird kontrastiert vom 4-Fuß der Damen, vom 2-Fuß der Kinder, und obendrauf setzen sich die Mixturen von sage und schreibe vier Säuglingen, die diesem Klangbild der Schamlosigkeit den Strahleglanz aufsetzen.
So geht es dann den ganzen Gottesdienst lang. Die Mehrzahl nimmt amüsiert die fremdartigen und nicht mehr geläufigen Vorgänge rund um den Altar wahr. Nur wenige sind innerlich beteiligt.
7. Station – Die Brautmesse, 13 Uhr 45:
Sie beginnt eine Viertelstunde später als vorgesehen. Der Lärm im Kirchenraum reduziert sich auf das Kindergeschrei, das jedoch 70 Minuten lang anhält. Der Priester hat plötzlich die DIN-A-4-Blätter auf dem Altar liegen, die vorher bei der Braut waren und von denen er nichts wusste. Aus denen informiert er sich ausgiebig über den Fortgang des Events, wenn er selbst nicht mehr weiter weiß, studiert, blättert, liest ab. Er ist eine liturgische Wildsau und hat´s gemütlich.
8. Station - Auf der Empore:
Kurz nach Beginn des Rituals taucht ein älteres Ehepaar auf und will es sich auf der Empore bequem machen. Ich weise darauf hin, dass keine Stühle da seien. Da hat man aber schon den Stuhl des Organisten requiriert, auf dem dieser gewöhnlich Predigten zu überstehen versucht. Als dann noch das Enkelkind auftaucht, macht man es sich auf der Kniebank bequem, wo der Knabe eine Stunde lang über die gesamte Kirchenbreite von links nach rechts und zurück lärmt und rutscht und seiner Langeweile Ausdruck gibt.
9. Station – Die Predigt:
Schwerpunkt der Predigt ist eine einzige Aussage: Man darf sich um Gottes Willen nicht scheiden lassen. Es bleibt unklar, ob der Priester die Rede selbst verbrochen hat, oder ob er eben zum Stichwort „Was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen“ einen Abschnitt aus irgendeiner katechetischen Textsammlung verliest.
10. Station – die Trauung:
Der Priester vergisst den Brautsegen. Als er sich vom Brautpaar entfernt und zurück hinter den Altar geht, intoniere ich das nun folgende Lied „Kleines Senfkorn Hoffnung“. Währenddessen studiert Hochwürden seine Blätter und reicht dann den Segen nach. Um sich gegen meine Intonation zu behaupten und sich Gehör zu verschaffen, nimmt er das Altar-Mikro aus der Halterung. Die Berührungsgeräusche der empfindlichen Teile wettern durch die Kirche. Das Kabel ist natürlich zu kurz und reicht nicht bis vor den Altar. Also ruft er das Brautpaar an das Altar-Eck. Dort macht er einen kräftigen Mikro-Check. Die Lautsprecher erzittern, das Publikum hat endlich etwas, das es begreift, und lacht aus vollem Hals. Der zweite Versuch ist akustisch etwas annehmbarer. Der Togolese segnet. Nun gibt es Szenenbeifall. Das kleine Senfkorn Hoffnung wird von mir nachgereicht.
Nach gelungener Verpartnerung - eine andere Bezeichnung fällt mir für diesen Unfug nicht ein - gibt es den innigen Schaukuss des Brautpaares. Da fordert der Priester allen Ernstes zum Beifall auf, und jetzt sind die Massen nicht mehr zu halten. Sie tun, was hier Brauch zu sein scheint, man klatscht und johlt.
11. Station – Der Ausklang:
Das liturgische Querfeldein-Rennen scheint einem gnädigen Ende zuzustreben. Aber da setzt der Priester noch einen drauf. Ich zeige das Danklied nach der Kommunion an und starte mit der Intonation. Das ist dem Herrenpriester zu lange. Unvermittelt stimmt vom Altar aus „Kumbayah, my Lord“ an. Ich breche mein Vorspiel ab. Die Leute singen mit, sie hatten ja damit schon den Gottesdienst eröffnet, was dem Pfarrer entgangen oder wurscht ist.
12. Station – Ende einer Dienstfahrt:
Pflichtgemäß lasse ich zum Auszug Mendelssohns Marsch erklingen. Ich auferlege mir keine Mäßigung und spiele ordinäres Tutti, auf diesem Instruent ein Lärm-Mischmasch. Emotionslos und gefühllos. Ich bin nicht nur wütend. Ich habe dieselben Gefühle wie 1969 in Tübingen, wenn man den Verfassungsschützern die Windschutzscheiben mit roter Lackfarbe zugesprüht hat. Aus Wut vor deren Schamlosigkeit.
Die Kirche leert sich. Entnervt schließe ich das Instrument ab und mache mich vom Acker. Das Honorar – in diesem Fall besser das Schmerzensgeld - fehlt bis heute. Ich erfahre später von der Pfarrsekretärin, dass der Priester schon im Vorfeld auf die Notwendigkeit einer liturgischen Planung der Hochzeit nicht eingegangen sei.

Was lernen wir daraus?

  • Wer Organisten wie Dienstboten behandelt, der wird bald keine mehr haben.
  • Wer zulässt, dass liturgische Formen zur folkloristischen Veranstaltung oder gar zum Volksfest mutieren, darf sich nicht wundern, wenn die Leute weg bleiben, die auf spirituelle Formen Wert legen.
  • Kasualien dürfen nicht zum exotischen Beiwerk für Familienfeste kirchenfremder Menschen deformiert werden. Individuelle Gestaltung ist dennoch möglich, wenn man verantwortlich zusammen arbeitet.
  • Arbeitsscheue Hauptamtliche sind die Totengräber der Gemeinden. Priester sind weder Gurus noch Animateure noch Feudalherren, die Dienstboten kommandieren dürfen.
  • Auch in der Gemeindepraxis ist Zusammenarbeit mit gegenseitigem Respekt vor den jeweiligen Aufgaben Voraussetzung für Entwicklung. Vor allem ehrenamtliche und freiwillige Mitarbeit darf nicht durch arrogantes Gehabe und doktrinäre Selbstüberhebung verprellt werden.

Ich schwöre, dass sich alles exakt so zugetragen hat wie beschrieben!
31. Juli 2001

Montag, 24. Dezember 2012

Layla, Layla, Haru´ach goveret


Zwischen Gemüse putzen, staubsaugen und Kruscht aufräumen ist meine diesjährige Weihnachts-Predigt entstanden. Kurzfristig, nachdem ich heute Nacht beim Bücher aussortieren eine meiner Lieblingsschriften wiedergefunden und darin geschmökert habe: Eine Chronologie der Evolution, konzipiert von Rainer Harf und veröffentlich als GEO-Sonderheft vor Jahren. Ein Stündlein schon vor Tag sind ein paar ungeputzte Gedanken entworfen, sortiert und in aller Eile verschickt worden an meine Freundinnen im evangelischen Pfarrdienst der Württ. Landeskirche, die sich nicht zu schade sind, mit einem kath. Nachdenker zu dialogisieren.
Entzündet hat sich der Text an dem israelischen Lied Layla, Layla, Haru´ach goveret (Nacht, Nacht, der Windhauch geht), gesungen von Harry Belafonte auf einer sehr alten Platte namens The Many Moods of Belafonte.

Meinen geschätzten Pfarrfrauen habe ich Lied und Predigt mit einer Widmung überreicht::

Und immer dran denken: Weihnachten kommt bald wieder, in 364 Tagen, Weihnachten ist eigentlich immer, denn der Herr hat nicht alleine im Anfang erschaffen. Er hat es getan, und er schafft nach wie vor, und wird es immer tun, im Weibe und aus ihm, Ebenbild des Göttlichen und Quell des fortwährend Erneuerns, im Hinsterben und im Leben weiter Geben.
RW


Das Leben auf der Erde entstand in vollkommener Dunkelheit. Lange zuvor hatte sich die Herrliche Kraft entäußert, sich hingegeben, also zerteilt, in Kerne gepresst und mit Achterbahnen göttlicher Spannkraft umwölkt. Wie Myriaden Sandkörner zerflossen diese Unteilbaren [Merke: atomoi] im Weltall, breiteten sich rasend aus, beugten sich der gravitätischen Kraft der Elohim [Merke: Auch die Bibel spricht von Göttern im Plural und meint damit nicht selten auch die Menschen], häuften sich zu Klumpen, die leuchteten und so schwer wurden, dass sie andere einfingen und um sich tanzen ließen wie Schleuderballerinas. Und sie tanzen noch heute, bis ihr Schwung nachlässt und sie ins Feuer zurück stürzen werden.
Eine darunter, am Rande der Welt: Die Erde. Sie war tohu wa bohu, wüst und leer. Ein Dampfdruckkochtopf, mit dröhnendem Wasserkreislauf aus Eis, Wasser und Dampf, in dem die Gewalten wie himmlische Herrlichkeiten im ewigen Fluss der Energien auf- und niederströmten.
Schmale Gesteinsschlote, porös wie Schwämme, waren in der Tiefe der Ozeane von saurem Wasser umspült. Durch Eisensulfidkammern in ihrem Inneren strömte heißes, basisches Quellwasser aus der Rinde des Planeten und brachte Gaben mit, die es dem jungen Erdlein sozusagen vor die Krippe schwemmte: Ammoniak, Wasserstoff, Methan, Schwefelwasserstoff und einfache Verbindungen dieser Stoffe mit Phosphor [Merket auf: phosphoros = „Licht tragend“; Lucifer].
Im Gemisch von Laugen aus dem Quellwasser und Säuren aus dem Meerwasser bildeten sich Zuckerverbindungen, Aminosäuren und Nukleinsäurebasen. Diese fünf Basen - Weiber also, man höre! - heißen Adenin, Guanin, Thymin, Cytosin und Uracil. Sie verbanden sich zu Ribonukleinsäuren, langen Ketten, den ersten Molekülformen, die sich selbst reproduzieren konnten. Peptide nennt man diese Proteine seit wenigen Jahrzehnten. Sie fügen sich zu Eiweißen. Die Ribonukleinsäuren bestimmten hinfort, zu welchen Eiweißen die Peptide sich fügen sollten. Ähnlich der RNS bilden sich die Moleküle der Desoxyribonukleinsäure, mit Doppelstrang, in der Baupläne für Erbinformationen gespeichert sind: Der Kreislauf des Lebens war begonnen. Das Leben weste in Zellen, die sich ernähren und die sich teilen: Essen und Fortpflanzen, Plan des Schöpfers.
Und so ging es hernach 4 Milliarden Erdenjahre. Einzeller und Bakterien formten sich. Und ihre Gegenspieler, die Viren, das Böse in der Welt, Abart des Guten. Und schließlich bilden sich die Ahnen der belebten Welt, die gemeinsamen Vorfahren der drei Kinder dieser Schöpfung: Pflanzen, Pilze und Tiere. Und aus den Tieren der Mensch, in seiner Urform des Weibes, bereits vorgezeichnet in jenen Peptiden und Nukleinsäureketten, befähigt zum Wechseln der Stoffe und zur Weitergabe des Lebens. Das Weib: Prototyp des Göttlichen und Abbild seiner selbst, schön an Gestalt und wild im Leben, verschlingend und gebärend, fordernd und schenkend, ungestüm und bergend.
So vielschichtig ist das Menschenweib geworden, vitale Herberge für Pilze, Bakterien und Viren, wärmender Bauch und schlagendes Herz, atmender Busen und nährende Brust, dass alsbald die Herrlichkeit der göttlichen Kraft zum Weibe kam, um in ihm Wohnung zu nehmen und das Lebendige immer wieder neu zu schaffen, von der Wiege bis zur Bahre, von der Krippe bis ans Kreuz.
Das ist die Nacht der Nächte, in der Engel singen und Schafe blöken, Frauen ihre Kinder zur Welt schreien, und alle Welt sich wiegen und weinen kann in der rauchigen Stimme von Harry Belafonte: Layla, Layla, Haru´ach goveret.

Stellvertretend für ihn Esther Ofarim:
http://www.youtube.com/watch?v=_WpWlWkiMY8



Donnerstag, 22. November 2012

Web Emotion

Mein erstes web-gestütztes Gedicht.

(Geschrieben im FaceBook-Chat, weil dort die Emoticons gelistet und verfügbar sind.)

Die Emoticons stehen für eine momentane Gefühlslage. Das entspricht der Situation des Dichters, wenn er seinen Bildern und den in ihnen verankerten Gefühlen Sprachform und Sprachklang und Sprachrhythmus geben will. Methode beim Web-gestützten verdichten:

Wähle ein Emoticon und suche nach Konkordanzen zu deiner Regung. Im Wechselspiel von beidem entsteht dann die Web-gestützte Gedichtzeile.

Leider fügt Blogger jedem Emoticon-Bild am Ende der Zeile noch ein weiteres hinzu. Dieses Problem habe ich noch nicht gelöst. Aber Gedichte sind eh Baustellen. So wie Empfindungen.

Geburtstagsgedicht für Ess Nie Cola

Die getippten Zeichen:

Wo bist du, Sand Korn 8) 
Du hast in mein Herz gebissen :v 
Bäh, Geliebte :P 
Engel, Du O:) 
Vom Acker mach Dich flugs :o 
Sonst frisst dich Klein-Mohrle oder der Ententiger 3:) 
Schenk mir Deine Träne :'(

Die transformierte Zeichen:

Wo bist du, Sand Korn 8)
Du hast in mein Herz gebissen :v
Bäh, Geliebte :P
Engel, Du O:)
Vom Acker mach Dich flugs :o

Sonst frisst dich Klein-Mohrle oder der Ententiger 3:) 
Schenk mir Deine Träne :'(


(Ess nie Cola ist ein Code-Wort für eine unsterbliche Geliebte, wohnhaft im Sternensand. Siehe Beethoven: http://www.martinschlu.de/kulturgeschichte/klassik/beethoven/geliebte.htm)




Montag, 5. November 2012

99 Jahre

Heute vor 99 Jahren ist Eugen Wipper geboren worden, mein Vater, im Schulhaus zu Moosbeuren im Oberamt Ehingen.

Vor 33 Jahren, am Ende des Sommers, ist er gestorben. Ich habe ihn so viele Jahre gekannt wie er nun nicht mehr hier ist.

Ich weiß, wo sein Leib lag, im Waldfriedhof der Stadt Nürtingen. Auch sein Leib ist nicht mehr da. Das Grab ist seit Jahren aufgelassen. Den Grabstein habe ich geholt, ein unbehauenes Stück Granit mit eingehauenen, kaum mehr lesbaren Lettern.

Vor 40 Jahren habe ich für meinen Vater ein Gedicht geschrieben. Er hat es nie gesehen. Ich habe es in Wahrheit für mich selbst geschrieben. Ach, warum denn soll ich noch weinen.



An meinen Vater
7.4.72

Dein
anspruch
mehr
zu
sein
als
du
bist
bringt
dich
um.

Vor
deinem
grab
zu
stehn
mit
trockenem
mund
und
leerem
herzen
macht
mich
dir
ähnlich.




Stubenarrest

Maarit ist ein Leben lang nicht aus der schützenden Enge der Schulstube hinaus gekommen. Er weiß nicht, ob dies noch erfolgreich zu bedauern wäre.