Als ich ein Engel war

Donnerstag, 17. Februar 2011

Fundus (2)

Neuerdings schreibt sich Paule Notizzettel.

Die Oma hatte ihm ein Nachricht auf das Frühstücksbrettchen gelegt: Paule, komm bitte ab 14 Uhr heute nachmittag in den Kindergarten zum Luftballons aufblasen für Annas Geburtstagsfest.

     Opa, kannst du mir das Vorlesen, ich kann Omas Schrift nicht lesen?
Ich lese, Paule löffelt Müsli.
     Da steht, du sollst in den Kindi kommen nach der Schule. Aber erst um zwei, nach der Mittagspause.
     Aha.
     Am besten schreibst du dir einen Merkzettel.
     OK.

Tage später habe ich den Zettel gefunden:
Pauls selbständig verfertigter Merkzettel

Was lernen wir daraus?

Paul nimmt die Sache sehr ernst und beginnt mit übergroßer Schrift. Er ist verspielt - das weiß ich - und macht dicke Pünktchen. Beachtlich sind auch seine Kurvenschwünge bei den Großbuchstaben, besonders beim K. Die Fortsetzung mit der eigentlichen Aufgabe ist dann plötzlich kleiner ausgefallen. Der erste Ansatz zum Luftballon hat ihm nicht genügt, oder er war sich nicht sicher, ob er richtig schreibt, und hat sich dann doch darauf festgelegt, weil er sich das Wort vorgesprochen oder nach dem Inneren Hören geschrieben hat, phonetisch. Sein Lufbalong entspricht haarscharf der schlampigen Sprechweise seiner Umgebung. Das t wird verschluckt, die letzte Silbe pseudofranzösisch lautiert. Das letzte Wort ist noch kleiner geraten. Dann verließ ihn wohl die Motivation schrittweise. Schließlich ist die eigentliche Arbeit, zu der er bestellt ist, das aufpusten. Mit Arbeit hat er es nicht so, wenn sie ihm angewiesen wird. Schätzungsweise zwei bis drei Minuten hat der Bursche für den Zettel gebraucht. Zettel holen und Stift nicht mitgerechnet.
Übrigens: Paule hat den Zettel vergessen mitzunehmen. Er war dennoch pünktlich.

1 Kommentar:

  1. meine interpretation:
    das wichtigste die uhrzeit an den beginn und gross, den ort dann auch gross, wozu, nicht mehr wichtig, da das vor ort ja noch mal gesagt wird, daher am ende und klein

    AntwortenLöschen